Psychologie - Sehensweisen und Ansätze

Aufgaben der Psychologie

Die Psychologie umfasst einen breiten Raum. Menschliches Verhalten und Erleben definiert diesen Erkenntnisbereich. Zu den Aufgaben der Psychologie gehören unter anderem (*):

  • Erforschung des menschlichen Verhaltens: Psychologen untersuchen, wie Menschen sich in verschiedenen Situationen verhalten und warum sie bestimmte Entscheidungen treffen.
  • Untersuchung von Denken und Wahrnehmung: Die Psychologie beschäftigt sich auch mit kognitiven Prozessen wie Denken, Erinnern, Problemlösen und Wahrnehmung.
  • Diagnose und Behandlung von psychischen Störungen: Psychologen helfen Menschen, die an psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angstzuständen oder Schizophrenie leiden, durch Diagnose und Therapie.
  • Entwicklung und Anwendung von Therapiemethoden: Psychologen entwickeln und wenden verschiedene Therapiemethoden an, um Menschen bei der Bewältigung von emotionalen Problemen und psychischen Störungen zu unterstützen.
  • Erforschung der Entwicklung des Menschen: Die Psychologie untersucht, wie sich Menschen von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter entwickeln, und welche Faktoren diese Entwicklung beeinflussen.
  • Untersuchung sozialer Interaktionen: Psychologen erforschen, wie Menschen miteinander interagieren, wie Gruppenverhalten entsteht und wie soziale Normen und Werte entstehen und sich verändern.
  • Anwendung in verschiedenen Bereichen: Psychologische Erkenntnisse und Methoden werden in verschiedenen Bereichen angewendet, darunter Bildung, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Sport und Rechtswissenschaften.

(*) Zusammenstellung unter Zuhilfenahme von ChatGPT OpenAI.com

Dazu lohnt ein Blick auf die Existenzphilosophie im 17. Jahrhundert, nach der die menschliche Existenz ebenso als Sinnestäuschung gesehen werden konnte, sich also alles auf eine Einbildung bezog. Die Äußerung des französischen Philosophen René Descartes („Ich denke, also bin ich“) sollte damals den Beweis der realen menschlichen Existenz erbringen.

Diese Frage lässt sich aktuell auch in Bezug auf die Vieldeutigkeit bzw. Vielschichtigkeit der Persönlichkeit – der Existenz des Ichs – diskutieren (vgl. dazu auch Sigmund Freud, Instanzenmodell der Psyche).

Die Antwort auf die tiefer führende Frage – „Wer bin ich?“ oder „Wie sehen mich andere?“ erfordert ggf. eine weitergehende Betrachtung (Analyse).
Eine allgemeingültige Methode zur Ergründung, z. B. eine bestimmte Behandlung (Therapie) zu empfehlen, lässt sich nicht anführen. Eine Therapie erscheint jedoch dann erforderlich, wenn sich belastende oder sogar krankhafte Symptome zeigen. Aber auch der erkenntnisgeleitete Wunsch nach Feststellung und ggf. Aufarbeitung eigener Prägungen kann sich einstellen (Selbsterkenntnis).

„… bis die Neurowissenschaft entdeckte, dass Sigmund Freud mit der Psychoanalyse der modernen Hirnforschung ein paar wichtige grundlegende Erkenntnisse vorgegeben hatte …“. Es seien vier, sagt der in Bielefeld lehrende Psycho-Physiologe Hans Joachim Markowitsch:

„Erstens, dass mentale Zustände großteils unbewusst sind, zweitens, dass mentale Zustände eine neurale Basis haben, drittens: Kognition und Emotion lassen sich nicht trennen, und viertens: Die biologischen und die Humanwissenschaft müssen voneinander lernen.“

„Was also bleibt? Die Erkenntnis, dass sich frühe Erfahrungen ins Gedächtnis einschreiben, auch wenn sie später nicht bewusst sind. Oder allgemein: dass der Mensch zwar ein Produkt seiner Umgebung ist, aber vor allem einer, so Michael Buchholz, der die Geheimnisse seiner Existenz zu ergründen sucht.“

„In der Psychoanalyse geht es noch um etwas anderes, nämlich: dem Funktionieren des eigenen Geistes zuzuschauen. Und das setzt die Entwicklung eines höheren Beobachtungsstandpunktes dem eigenen Selbst gegenüber voraus, und wenn man jetzt noch mal dazu nähme, dass das Denken des Denkens eigentlich ein alter Name für die Philosophie ist, dann würden wir an dieser Stelle zurückkehren können zu dem Kreis, der sich dann schließt, dass die Psychoanalyse eine Gestalt sozusagen der Philosophie ist.“[2]

[2] [Prof. Dr. Hans Joachim Markowitsch, Psycho-Physiologe (Universität Bielefeld), in einem Beitrag des Deutschlandfunks vom 23.09.2014 zum 75. Todestag von Sigmund Freud] [Prof. Dr. Michael Buchholz, Soziologe (Universität Göttingen)], zusammengestellt von Martin Tschechne, Journalist und Publizist, DLF-Beitrag vom 21.10.2014 (Auszug)

Bewusstsein und Unterbewusstsein

Entwicklungsgeschichtlich befindet sich der Mensch nach seiner Geburt in einem mit Hypnose vergleichbaren Bewusstseinszustand. Auch im Erwachsenenalter erleben wir hypnotische Zustände unterschiedlicher Tiefe z. B. bei erhöhter Konzentration oder monotoner Tätigkeit. Immer wenn wir nicht ausschließlich logisch-rational denken, sind im Hintergrund hypnotische Bewusstseinszustände beteiligt und beeinflussen einen erheblichen Teil unserer Wahrnehmung, unseres Denkens und unseres Handelns. Lebenserfahrungen werden auch im Unbewussten gespeichert. Der Zugang zum Unbewussten und damit z. B. die Möglichkeit, auch frühe belastende Erlebnissen gesund zu verarbeiten, kann durch den hypnotischen Bewusstseinszustand wieder eröffnet werden.

Anmerkung: Die Begriffe Unbewusstsein und Unterbewusstsein werden häufig sinngleich verwendet. Freud sprach stets vom „Unbewussten“ [7]. Will man eine Unterscheidung vermuten, kann das Unterbewusstsein gegenüber dem Unbewussten leichter durch bestimmte Techniken wie Hypnose, Meditation oder unbewusste Verarbeitung während des Schlafs zeitnah zugänglich gemacht werden.

Etwa neun Zehntel dessen, was man gelernt und erfahren hat, liegen im Unbewussten (vgl. auch C. G. Jung [1] „Die Archetypen und das kollektive Unbewußte“). Man kann sich daran nicht bewusst erinnern. Dennoch ist dieses Wissen und Erleben vorhanden, beeinflusst damit unser Verhalten und Befinden.

Tiefenpsychologie

Aus dieser Sicht werden z. B. Verhaltensweisen und Gefühle des Menschen erst erklärbar, wenn die dazu verantwortlichen Beweggründe (Motive) erkannt und verstanden werden.

Freuds Instanzenmodell der Psyche:

Freud unterschied in seinem Strukturmodell der Psyche drei Ebenen (Instanzen), die sich auf die Veranlagung und Entwicklung des Menschen (das „Es“) wie auch den kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Einflüssen (das „Über-Ich“) beziehen und aus einer Wechselwirkung zur eigentlichen „Ich-Ebene“ finden. Dieses Modell beinhaltet damit aber auch eine zeitliche (entwicklungspsychologische) Komponente von der Geburt bis zum erwachsenen Menschen. Der Punkt der Aufmerksamkeit richtet sich in die Vergangenheit, insbesondere der frühen Kindheit, insbesondere der darin stattgefundenen psychosexuellen Entwicklung.

Bild: AFP Sigmund Freud, geboren 6. Mai 1856 in Freiberg in Mähren. Freud starb am 23. September 1939 im Londoner Exil.

Eine Folgerung

Der Mensch lernt sich sozial gerecht zu verhalten und seine ursprünglich im Wesen angelegten Trieberregungen zu kontrollieren. Dies kann auch als Konflikt erlebt werden. Konflikte, z. B. aus widersprüchlichen Bedürfnissen, gehören zum normalen Alltag eines Menschen. Stehen dazu keine oder nicht ausreichende Lösungsstrategien zur Verfügung, können Belastungen oder Störungen auftreten. Elementare Lösungsstrategien werden bereits innerhalb der frühkindlichen Entwicklung herausgebildet.

Anmerkung:

Als kleinen Beweis der Wirkung des menschlichen Unbewussten lässt sich gerne die sogenannte Freudsche Fehlleistung (Freudscher Versprecher) anführen: Obwohl durch den Verstand (‚ratio‘) kontrolliert, schleicht sich z. B. innerhalb einer Unterhaltung ein Begriff ein, welcher die unbewusste Sicht der Aussage verrät:

Beispiel: Bei der Schilderung unangebrachter Geschehnisse sagt jemand: „Was da alles zum Vorschwein kommt”

Beispiel: Ein Mitarbeiter hat seinem Empfinden nach ein schlechtes Verhältnis zu seinem vorgesetzten Abteilungsleiter. Er möchte deshalb in eine andere Abteilung wechseln. Als Begründung teilt er diesem mit, er wolle eine neue Herausforderung suchen. Fast beiläufig erwähnt er, dass es aber nichts mit ihm – seinem Vorgesetzten – zu tun habe.

Besonders das letzte Beispiel zeigt, wie das Unbewusste sich hier mit der wohl zutreffenden Einschätzung in einer versteckten Form einmischt.
Entwicklung lässt sich auch als Ergebnis von Erfahrungen im Austausch mit der sozialen und materiellen Umwelt umschreiben. Mit zunehmenden Lernerfahrungen bilden sich darüber wissenschaftlich orientierte Ansätze (Theorien) zum Thema Lernen heraus.

Entwicklungsstufen

Beobachtet man die Entwicklung eines Menschen nach festgelegten Untersuchungsmerkmalen über einen bestimmten Zeitraum (oder einen Stichtag), können daraus vergleichbare Aussagen gewonnen werden.

Beispiel: Altersstufen und Körpergröße:

Das Alter und die Körpergröße geben natürlich einen sichtbaren Hinweis für die Entwicklung eines heranwachsenden Menschen. Interessant ist aber auch die Frage, welche weiteren Erkenntnisse sich aus der altersbezogenen Entwicklung feststellen lassen.
Die Entwicklung eines Menschen lässt sich auch in eine Vielzahl von Entwicklungsabschnitten einteilen. Die jeweils gewählten Kriterien unterscheiden sich u. a. auch nach dem, was man dabei untersuchen möchte (= Untersuchungsgegenstand).

Entwicklungspsychologie

Beziehen sich diese z. B. auf die geistige Entwicklung des Menschen oder sein Verhalten, spricht man von Entwicklungspsychologie.
Der noch allgemein gehaltene Wissenschaftsbegriff verlangt nach weiterem Sachbezug. Er kann sich z. B. auf die Entwicklung des Lernverhaltens beziehen. Daraus gewonnene Erkenntnisse sind je nach dem Grad der Wissenschaftlichkeit als „Theorie“ (Bsp. Vorgänge beim Lernen) oder auch lediglich – auch historisch bezogen – als „Kunde“ (Bsp. Menschenkunde nach Rudolf Steiner [14]) zu bezeichnen.
Zeitlich unterschieden, lassen sich Phasen beschreiben. Zu beobachtende Entwicklungsschritte samt Merkmalen und Verhaltensweisen ordnete man einer bestimmten Phase zu.

Beispiel: Frühkindliche Entwicklungsphasen nach Sigmund Freud: [12]

Sie werden als prägend für die Entwicklung eines Menschen angesehen. Sigmund Freud unterschied die bekannten Phasen zur psychosexuellen Entwicklung des Menschen ab dem Zeitpunkt seiner Geburt:

  • orale Phase
  • anale Phase
  • phallische oder ödipale Phase
  • Latenzphase
  • Genitale Phase

In der Entwicklung des Kindes erkennt Freud nach seiner Auffassung Aspekte der sexuellen Entwicklung als prägend, begleitet mit hervorgehobenen Verhaltensänderungen, die auch von Störungen und Konflikten begleitet sein können.

Neben den Erkenntnissen Freuds lassen sich die „tiefenpsychologische Schulen“ [*] von Carl Gustav Jung (Psychoanalyse) und Alfred Adler (Individualpsychologie) anführen. Anna Freud [*], Tochter von Sigmund Freud, setzte die Arbeit ihres Vaters schwerpunktmäßig mit der Kinder- und Jugendpsychologie fort.

Die Beobachtungen Freuds beziehen sich zu seiner Zeit auf die frühen Entwicklungsphasen des Menschen. Bei seinen Patienten kommt er therapeutisch rückblickend zu kennzeichnenden Merkmalen und Effekten der psychosexuellen Entwicklung des Menschen.

[*] [13] vgl. Veröffentlichungen: Die therapeutische Hypnose: Formen, Möglichkeiten und Grenzen; Dtsch Arztebl 1997; 94(49): A-3351 / B-2822 / C-2619; Hole, Günter, Prof. Dr. med.

Spätere Erkenntnisse über die Intelligenz des Menschen nährten die Hoffnung der Wissenschaft, aktiv dessen kognitive und psysische Entwicklung des Menschen auch zu gestalten.

Beispiel: Entwicklungspsychologie nach Jean Piaget [10] und Lawrence Kohlberg [11]

Nach deren Sicht lässt sich diese strukturelle Vorgehensweise entsprechend der kognitiven Entwicklung eines Kindes betrachten, also seine Fähigkeit zur Wahrnehmung, dem Gedächtnis und der Kreativität. Piaget stützt sich dazu auf zwei angeborene Tendenzen:

  • Adaption (Anpassen an unsere Umwelt)
  • Organisation (Sortieren und Einordnen unserer Gedanken in einem System – sog. Schemata)

Beide kommen zu folgender Stufung:

  • Sensomotorische Phase (Sinneserfahrung)
  • Präoperationale Phase (Sprache und Symbolgebrauch)
  • Konkret operationale Phase (logisches Denken und Kategorisierung)
  • Formal operationale Phase (hypothetisches Denken und Rationalität)

Während Piaget sich der Intelligenzentwicklung zuwandte, beschhäftigte sich Kohlberg mit der Entwicklung der Moral. Er verwendete dazu drei Ebenen mit jeweils zwei Stufen, die er nach unterschiedlichem Erreichungsgrad unterschied:

  • Präkonventionelle Ebene (Autoritätspersonen wie Eltern und Lehrer)
  • Konventionelle Ebene (Gesellschaftliche Normen und Gesetze)
  • Postkonventionelle Ebene (Urteile nach persönlichen Prinzipien)

Lerntheorien

Die Wissenschaft kennt dazu unterschiedliche Ansätze, welche auch in Zusammenhang mit dem Alter gesehen werden können,

Lernen z. B.

  • durch ein Reize-Reaktions-Modell als Klassische bzw. Operante Konditionierung – auf einen bestimmten Reiz (Stimulus) folgt ein dadurch ausgelöstes Verhalten (Reaktion)
  • instrumentelles Lernen (auch: Lernen am Erfolg, operante Konditionierung, instrumentelle/instrumentale Konditionierung); es wirken z. B. positive und negative Verstärker.
  • am Modell – die Verhaltensweisen/Einstellungen anderer werden wahrgenommen und nachgeahmt (Beobachtungslernen); zu unterscheiden nach Lerneffekten (z. B. modellierend, enthemmend bzw. hemmend oder auslösend – vgl. Albert Bandura [16]) – man lernt auch aus dem miterlebten Schaden oder Nutzen anderer – und den Lernphasen Aneignung und Ausführung
  • durch Kognitive Lerntheorie (Beobachtungslernen, Lernen durch Einsicht – Aneignung und Umstrukturierung von Wissen durch Nutzung der eigenen geistigen (kognitiven) Fähigkeiten – vgl. auch Konstruktivismus.

Eine Folgerung

Da diese Ereignisse bzw. Entwicklungen teils unbewusst, teils bewusst ablaufen, sollte man sich bemühen, bewusst Erfahrenes zu erinnern bzw. Unbewusstes bei sich selbst offenzulegen.  Viele Ängste entstehen im Laufe des Lebens durch individuelle Lernprozesse, werden aber auch wieder durch Lernprozesse (Lernen) abgebaut [15]. Soweit dies gelingt, kann man durch bestimmte Verfahren wie z. B. der Hypnose oder bestimmte Techniken der Selbsterfahrung (z. B. Autogenes Training) auf diesen Prozess positiv einwirken.

Unbewusst verharrende und nicht aufgearbeitete Einflüsse können sich in bestimmten Fällen über symbolhaft versteckte Signale als körperliche Symptome oder Erkrankungen in Erinnerung bringen (psychosomatische Erkrankungen). Erkenntnisse lassen sich auch aus der verschlüsselten Symbolsprache unserer Träume gewinnen.